Gedanken von Petra Krötke (auch) zum Ukraine-Krieg: "...wer von euch der Erste sein will, soll der Diener von allen sein." (Markus 10, 42-45)

Gedanken von Petra Krötke (auch) zum Ukraine-Krieg: "...wer von euch der Erste sein will, soll der Diener von allen sein." (Markus 10, 42-45)

Gedanken von Petra Krötke (auch) zum Ukraine-Krieg: "...wer von euch der Erste sein will, soll der Diener von allen sein." (Markus 10, 42-45)

# Kirchenjahr

Gedanken von Petra Krötke (auch) zum Ukraine-Krieg: "...wer von euch der Erste sein will, soll der Diener von allen sein." (Markus 10, 42-45)

Markus 10, 42-45 (Basisbibel): Jesus sagte zu ihnen: »Ihr wisst: Diejenigen, die als Herrscher der Völker gelten, unterdrücken die Menschen, über die sie herrschen. Und ihre Machthaber missbrauchen ihre Macht. Aber bei euch ist das nicht so: Sondern wer von euch groß sein will, soll den anderen dienen. Und wer von euch der Erste sein will, soll der Diener von allen sein. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen. Im Gegenteil: Er ist gekommen, um anderen zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele Menschen.«

In den letzten Wochen haben viele mit ihrer überwältigenden Hilfsbereitschaft inmitten von Menschen auf der Flucht vor dem Krieg in der Ukraine eine menschliche Atmosphäre im Geiste Jesu geschaffen. Sie sind aus unseren Gemeinden, aus allen Teilen unseres Bezirks, ja Berlins, aus vielen Berufen und Familien zusammengekommen, um zu helfen. Mit ihrer Betreuung der Notquartiere in unseren kirchlichen Räumen, ihren Spenden und einfach ihrer Zuwendung zu den Menschen haben sie eine Oase der Menschlichkeit inmitten von Leid, Angst und Tränen geschaffen.

Den russischen Aggressor schert dieses Leid nicht. Er nutzt seine militärische Macht, um die Menschen der Ukraine und ihr Land zerstörend, mordend und brennend unter seine Herrschaft zu zwingen. Ihn rühren keine fliehenden Mütter und Kindertränen. Er lässt Städte zerbomben und treibt Millionen Menschen in die Flucht. Dass unterdessen auch über 10.000 Soldaten seiner Armee tot sind, nimmt er in Kauf. Ihm kommt es nur darauf an, dieses Land und seine Menschen unter seine Herrschaft zu beugen, ja sogar zu vernichten.

In eine Welt, in welcher Menschen zu Untaten von solchen Ausmaßen fähig sind, ist auch Jesus hinein geboren worden. In ihr hat er Menschen für seine Botschaft von Gottes Friedensreich gesammelt. Den Menschen, die unter Ungerechtigkeit und Gewalt leiden, wollte er dienen. Deshalb hat er seine Jünger und auch uns bis heute aufgerufen, ihm bei diesem Dienen zur Seite zu stehen.

„Dienen“ klingt in unseren Ohren vielleicht erst einmal nicht so gut. Denn mit dem „Dienen“ verbindet sich in unserer Sprache immer auch die Vorstellung von etwas Unterwürfigem und Gebückten. So wäre es in der Tat ja auch, wenn wir mächtigen Herrschern von der Art eines Putin zu dienen hätten. Sie verlangen, dass wir uns vor Ihnen den Rücken krumm machen, ihre Untaten loben und ihre Lügen für Wahrheit ausgeben.

Jesus aber möchte, dass wir uns aufrichten. Er möchte, dass wir uns selbständig und aus freien Stücken wie seine Schwestern und Brüder benehmen, die sich Menschen zuwenden, die ihr Leid zu erdrücken droht. Wenn wir uns beugen, dann kommt nur in Frage, dass wir uns zu denen hinabbeugen, die am Boden sind, ihnen die Hand reichen und ihnen helfen, wieder im Leben Fuß zu fassen.

Es war nur eine kleine Hilfe, die wir da für die Menschen auf ihrem Fluchtweg leisten konnten. Aber es war die richtige Antwort auf die Gewalt. Diese Antwort hat allein Zukunft, auch wenn sie inmitten des Kriegslärms von heute kümmerlich und klein erscheint. Aber sie zeigt, dass die Menschlichkeit, die Jesus Christus in die Welt gebracht hat, nicht zerbombt werden kann. Sie hat den längeren Atem als die Mächtigen, die meinen, Gewalt, Hass und Lügen hätten immer das letzte Wort im Leben und Zusammenleben der Menschen.

Dass es nicht so ist, haben viele Ehrenamtliche die Menschen spüren lassen, die in unseren Kirchen Zuflucht gesucht haben. Sie haben ihnen ein wenig die Zukunft auf ein Leben geöffnet, in dem das Eintreten von Menschen füreinander wieder zur Normalität wird.

7. April 2022 - Petra Krötke, Pfarrerin in der Kirchengemeinde Alt-Wittenau

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