Interview mit Pfarrerin Dr. Ilsabe Alpermann und Oberkirchenrat Dr. Martin Evang

Interview mit Pfarrerin Dr. Ilsabe Alpermann und Oberkirchenrat Dr. Martin Evang

Interview mit Pfarrerin Dr. Ilsabe Alpermann und Oberkirchenrat Dr. Martin Evang

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Interview mit Pfarrerin Dr. Ilsabe Alpermann und Oberkirchenrat Dr. Martin Evang

Im Herbst 2022 verlässt das Ehepaar Alpermann-Evang die Kirchengemeinde Waidmannslust, weil Dr. Ilsabe Alpermann zum 1. August 2022 Äbtissin im Kloster Stift zum Heiligengrabe wird. Beide haben in den letzten Jahren regelmäßig Gottesdienste in der Königin-Luise-Kirche gefeiert.

Pfarrer Christoph Anders hat sich mit dem Ehepaar zu einem Interview verabredet.

Gottesdienste feiern ist für euch besonders wichtig. Welche Erfahrungen haben euch geprägt?

Ilsabe: Ich erinnere mich gern an die Telefongottesdienste, deren „Schaltzentrale“ unser Wohnzimmer war. Es tat gut, sich Sonntag um Sonntag mit Liturgie und Predigt abzuwechseln und gemeinsam für den Gottesdienst verantwortlich zu sein. Mich trägt die gewachsene Vertrautheit mit der Gottesdienstgemeinde, wenn ich in unserer Kirche Gottesdienst feiere.

Martin: Uns war in der EKBO und im Rheinland die Gottesdienstberatung anvertraut. Auch in der Union Evangelischer Kirchen bin ich seit 2013 für Gottesdienstfragen zuständig. Als wir herzogen, habe ich den GKR gebeten, mir einen Predigtauftrag zu geben. Den möchte ich gern auch weiterhin erfüllen.

Welche Erfahrungen aus euren hauptberuflichen Tätigkeiten sind für Gemeinden wichtig?

Ilsabe: Ich habe 15 Jahre lang Gemeinden in gottesdienstlichen Fragen beraten, Lektor*innen fortgebildet und Prädikant*innen ausgebildet. Zum Glück hindert mein professioneller Blick mich nicht daran, Gottesdienste einfach nur gern mitzufeiern. Ich wünsche jeder Gemeinde, dass sie ihre Gottesdienstpraxis immer wieder kritisch prüft. Alles, was dort geschieht, sollte so gut und stimmig wie möglich sein.

Martin: Ich freue mich, wenn aus dem Lektionar gelesen und aus dem Ergänzungsheft zum Gesangbuch gesungen wird. An beiden haben wir mitgearbeitet.  Zuletzt habe ich im Kirchenamt der EKD am Entwurf einer „Orientierung im kirchlichen Leben“ mitgewirkt. Dabei hatte ich immer GKRs vor Augen.  Sie sollen sich in den Bereichen, in denen sie Entscheidungen zu treffen haben, theologisch orientieren können.

Wie ist das „Wohnen unter dem Kirchturm“ in den neu errichteten Wohnungen?

Ilsabe: Seit fast sechs Jahren wohnen wir hier, und aus der räumlichen Nähe zur Kirche ist eine innere Nähe zu vielen Menschen entstanden. Wir haben auch wunderbare Nachbarn, sehen Kinder aufwachsen und feiern auch gern mal gemeinsam ein Fest.

Martin: Ich liebe das Glockengeläut und auch den Stunden- und Halbstundenschlag – jedes Mal eine kleine Erinnerung: „Meine Zeit steht in deinen Händen.“ Und ganz allgemein: Es ist eine Wohltat und ein Privileg, hier zu wohnen.

Welche Entwicklungen in der Gemeinde sind euch aufgefallen?

Ilsabe: Hier schaue ich lieber nach vorn als zurück. Ich wünsche vor allem dem GKR, dem ich als Ersatzälteste angehörte, Mut zu Entscheidungen,die die Gemeinde zukunftsfit machen. Gespannt bin ich, wie sich der Kirchraum verändert hat, wenn wir in sieben Jahren zurückkehren.

Martin: Die Pandemie hat Veränderungen gebracht, z.B. die häufigen Open-Air-Gottesdienste. Besonders beeindruckt hat mich das unglaubliche Engagement Einzelner für die Gemeinde. Selbstkritisch frage ich mich: Sind eigentlich von mir Impulse zu Entwicklungen ausgegangen? So hätte ich nachhaken sollen, als einmal die Gründung einer AG Gottesdienst angeregt wurde.

Was sind die Erwartungen an die nächste Lebensetappe?

Ilsabe: Ich freue mich sehr auf die neue Herausforderung, das Kloster Stift als Äbtissin zu leiten und gemeinsam mit dem kleinen Konvent der Stiftsfrauen und vielen Partnern voranzubringen. Neben der Geschäftsführung werde ich weiterhin Andachten und Gottesdienste feiern und Veranstaltungen zu theologischen Themen anbieten. Im gerade nicht verpachteten Hotel-Restaurant wollen wir das Konzept eines Inklusionsbetriebes verwirklichen.

Martin: Ich bin neugierig. Heiligengrabe in der Prignitz liegt „Jot-We-De“; das wird eine Umstellung! Über meinen Ruhestandseintritt Ende des Jahres hinaus werde ich noch zwei Jahre mit halber Stelle weiterarbeiten. Das geht auch von dort aus. Und hier in Waidmannslust war die Gartenarbeit etwa im Verhältnis 90:10 auf Ilsabe und mich verteilt – wie auch die Huldigungen von Nachbarn und Passanten. In Heiligengrabe will ich dieses Verhältnis leicht zu meinen Lasten (bzw. Gunsten) umkehren.

Welche Hoffnungen habt ihr für euch und für die Gemeinde?

Martin: Für uns beide hoffe ich, dass wir es weiterhin so gut miteinander schaffen wie bisher. Für unsere Gemeinde (Waidmannslust) erhoffe ich etwas Ähnliches wie für unsere Bibliothek: dass sie, indem die Zahlen abnehmen (denn wir müssen viele Bücher aussortieren), an Substanz gewinnt: an Glaubensmut, Entwicklungsfreude,  Einsatz  für  Bedürftige. Wir wirken am Reich Gottes mit, indem wir ihm im Vertrauen auf Gottes Verheißungen entgegenleben.

Interview: Christoph Anders, erschienen im Gemeindebrief Waidmannslust August/September 2022

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