02/07/2024 0 Kommentare
"Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe." - Gedanken zur Jahreslosung 2024 von Ute Sauerbrey
"Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe." - Gedanken zur Jahreslosung 2024 von Ute Sauerbrey
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"Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe." - Gedanken zur Jahreslosung 2024 von Ute Sauerbrey
Die Jahreslosung für 2024 steht im 1. Korintherbrief 16,14.
Es geht um die Liebe. Ja, gerade jetzt. Das Jahr 2024 startet nicht von der Pole-Position. Es wird eine furchtbar schwer Schleppe hinter sich herziehen, schon wenn es seine ersten Schritte tut. In dieser Schleppe hat sich all das verfangen, was schon 2023 und 2022 schiefgelaufen ist. Was wir versäumt haben. Was wir nicht verhindern konnten oder wollten: Krieg und Terror. Neid und Missgunst. Lügen und die Bequemlichkeit, die uns an die einfachste Antwort glauben und unser Herz und Hirn ausschalten lässt.
Ausgerechnet jetzt, an dieser Schwelle zum Jahr 2024, die wir nicht leichtfüßig nehmen werden, geht es um die Liebe. Und es ist auch höchste Zeit dafür. „Alles, was bei euch geschieht, das soll in Liebe geschehen“ schreibt Paulus an die Gemeinde in Korinth. Knapp 2000 Jahre ist das her.
Paulus schreibt nicht an ein junges Pärchen im Honeymoon. Er schreibt auch nicht an eine Gruppe begeisterter Teenager, die gerade das Gruppengefühl für sich entdeckt haben und sich jetzt daran berauschen: „Alles, was bei euch geschieht, das soll in Liebe geschehen.“ Nein, er schreibt an einen ziemlich zerstrittenen Haufen Menschen. Auch damals schon klaffte die soziale Schere weit auseinander, waren wenige bereit, für Gerechtigkeit aufzustehen, wenn das Unrecht nicht sie selbst betraf. Auch damals schon hängten sich die Enttäuschten an Menschen mit einfachen Antworten. „Alles, was bei euch geschieht, das soll in Liebe geschehen“ – so bittet Paulus die von ihm sehr geliebte Gemeinde in Korinth geradezu flehentlich.
Aber was ist diese „Liebe“, von der Paulus da spricht? Paulus kannte unser Konzept der romantischen Liebe zwischen Partner*innen nicht. Die emotional hochaufgeladene Kleinfamilie war nicht sein Thema. Wenn Paulus von Liebe spricht, meint er eine unbändige Kraft und Energie. „Liebe“ ist wie ein starkes Band zwischen Mensch und Gott, das durch nichts Menschengemachtes zerstört werden kann: „Wer kann uns trennen von der Liebe Christi? Unterdrückung, Angst, Verfolgung, Hunger, Obdachlosigkeit, Gefahr der politische Verfolgung, die mit dem Tod endet?“ Nein!, so die Antwort des Paulus. Gottes Liebe ist stärker als alles Unrecht, das Menschen einander antun oder geschehen lassen.
„Liebe“ ist für Paulus die Kraft, die all unseren Fähigkeiten Lebendigkeit verleiht: Es nützt nichts, wenn ich toll reden kann oder riesige Summen für gute Zwecke spende. Es nützt nichts, wenn ich die Schlaueste oder der Frömmste bin – ohne Liebe ist alles nur hohl, hat keine Bedeutung, dient nicht dem Leben (1. Korinther 13). „Lieben“ ist die Zusammenfassung aller Antworten, die wir auf die Frage „Was soll ich tun? Wie soll ich leben?“ geben können. Im ersten Testament, der Bibel der Juden und Jüdinnen, und auch bei Jesus finden wir schockierend konkrete Antworten auf die Frage nach dem richtigen Tun: „Gib den Hungrigen zu essen. Gib den Durstigen zu trinken. Nimm die Fremden in deinem Haus auf. Geh die Kranken und die Gefangenen besuchen, kleidet die, die keine Kleidung haben.“ Und die Zusammenfassung von all dem: „Liebe“: „Liebe Gott von ganzem Herzen und deinen Nächsten wie dich selbst“.
Die Liebe, die Paulus meint, ist politisch. Sie gibt sich nicht schnell zufrieden mit dem, was ist. Sie ist das letzte und beste, das wir haben: „Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe. Aber die Liebe ist die größte unter ihnen.“ „Alles, was bei euch geschieht, das soll in der Liebe geschehen.“ Das Lachen und das Streiten. Die langwierigen Sitzungen im Gemeindekirchenrat, im Vereinsvorstand, in der BVV. Das schnelle gemachte Mittagessen für die Kinder und das aufwändige Festessen für die Familie. Wenn wir einem Kind beim Hausaufgabenmachen helfen – dem eigenen oder einem, das sonst niemand hat, der sich kümmert. Wenn wir den Mund aufmachen, wenn wir hören, wie sexistische Witze erzählt, rassistische Stereotype reproduziert oder wüste Verschwörungserzählungen verbreitet werden. Alles, alles soll in der Liebe geschehen, die uns selbst die Kraft dafür geben wird.
Ein gesegnetes Jahr wünsche ich Ihnen!
Ihre Pfarrerin Ute Sauerbrey
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