02/07/2024 0 Kommentare
Verkündigung durch Musik
Verkündigung durch Musik
# Kirchenjahr
Verkündigung durch Musik
Bei „Verkündigung“ denkt man zuerst an die Kanzelpredigt, dann auch an literarische Formen, in denen die christliche Botschaft verbreitet wird – z.B. Andachtstexte im Gemeindebrief. „Verkündigung“ besagt, dass sich Menschen die „Kunde“ von Jesus Chrisus nicht selbst sagen können, sondern dass sie ihnen „verkündigt“ werden muss. In der Verkündigung spricht letztlich Gott selbst die Menschen an. Sie zielt auf ihren Glauben: dass sie dem Zuspruch der Verkündigung vertrauen und ihrem Anspruch folgen. Um den Widerhall, die die Verkündigung im Leben der Menschen findet, mit einzubeziehen, spricht man heute oft von der „Kommunikation des Evangeliums“. Dazu gehören nicht nur die Verkündigung, sondern auch die Resonanzen, die sie hervorruft: das Gebet in Lob und Dank, in Klage und Bitte, dazu das Bekenntnis in Wort und Tat.
Die Musik hat an der Kommunikation des Evangeliums teil. Singend und spielend, begleitend und anleitend, erfüllen auch die Kirchenmusik und alle, die sie betreiben, den zentralen Auftrag der Kirche. Drei Aspekte hebe ich hervor:
- Musik öffnet leichter als das Sprechen Ohren und Herzen. Musik geht ins Blut. „Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über.“ Musik dringt ein, rührt an und bewegt. Wort-Verstärkerin und Vertrauens-Erweckerin, ist sie ein elementares Medium des Evangeliums.
- Durch Chöre und Instrumentalensembles erreicht die Kirchenmusik oft mehr Menschen als der Pfarrdienst. Sie begegnet den Menschen weniger in rituellen Settings. Sie knüpft an die Liebe der Menschen zur Musik, an ihre Einsatzbereitschaft und an ihr Bedürfnis nach Geselligkeit an – Kommunikation des Evangeliums alltagsnah. Gut, wenn die Verkündigungs-„Konkurrenz“ von Pfarr- und Kantorendienst das Miteinander stärkt – und nicht ein Neben- oder gar Gegeneinander bewirkt!
- Kirchenmusik ist Verkündigung fraglos dann, wenn sie biblische, liturgische oder Liedtexte transportiert. Aber nicht nur! Konvention und Kontext können auch Musik ohne Worte zur Kirchenmusik machen. Der Glockenschlag, der halbstündlich über Waidmannslust erschallt, ist Kirchenmusik: Er kommt vom Kirchturm her und er kündet das Wort Gottes: „Meine Zeit steht in deinen Händen.“ – Die Fuge von Bach oder der Ragtime von Scott Joplin, an der Orgel gespielt, ist Kirchenmusik – denn die Orgel ist das Kircheninstrument schlechthin; in ihren Unter- und Obertönen klingt das Evangelium mit. – Die Band oder das Instrumentaltrio im Konzert des Fördervereins spielt Kirchenmusik, denn der Klangraum ist die Königin-Luise-Kirche, in der seit über 100 Jahren und weiterhin gepredigt und gebetet, gesungen und gespielt, getauft und das Heilige Abendmahl gefeiert wird.
Martin Evang
(Foto: pxhere.com)
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